Kannst Du kurz die Augen schließen und Dir das vorstellen? Der Jackpot ist bei 100 Millionen, das weißt Du, deshalb hast Du Lotto gespielt. Du vergleichst die Zahlen, einmal, zweimal, dreimal … zehnmal! Es stimmt. Du hast gewonnen.100 Millionen!
Ich war schweißgebadet als ich halb wach, halb im Schlaf von dem 6er im Lotto geträumt hatte. Betäubt von dem süßen Gefühl, eine Gewinnerin zu sein, wollte ich die Augen gar nicht aufmachen. „Was nun?“ – fragte meine innere Stimme, die seltsamerweise unzufrieden war.
Erstmal darf niemand wissen, dass ich gewonnen habe. Aber ich muss weiter zur Arbeit! Wie soll ich das verstecken, es sind immerhin glatte 100 Millionen. Soll ich so tun, als wäre nichts, oder die Brust nach vorn strecken und verkünden: „Ich habe 100 Millionen gewonnen!“. Wie werden die Kollegen reagieren? Würden Sie sich ehrlich mit mir freuen oder werden sie mir alle voller Neid nur hinterlistig gratulieren?
Soll ich den Kollegen sagen, dass ich 100 Millionen im Lotto gewonnen habe?
Ist doch egal. Ich werde sie sowieso nicht mehr sehen. Ich muss mit 100 Millionen auf dem Konto nicht mehr arbeiten! Nicht mehr? Gerade habe ich aber so viel vor: den Kunden neue digitale Methoden anbieten, Module zur Preisreduzierung und…ein neues Buch schreiben.
„Das musst Du nicht mehr machen“ – teilte mir meine innere Stimme mit. Du hast 100 Millionen!
Aber ich wollte doch mit meinen Angestellten einen neuen Youtube-Kanal einrichten und unsere Kunden mehr am Arbeitsprozess teilhaben lassen. Auch das brauche ich nicht mehr! Ich werde meine Millionen vernünftig anlegen und schön unter Palmen Cocktails trinken. Keine Blogs schreiben, keine Vorträge halten, keine Mitarbeiter führen …
Was …?!
Eine neue Schweißwelle kühlte mich ab, und ich öffnete meine Augen. Zwanzig nach…! Ich verspäte mich schon für den ersten Termin und habe überhaupt keine Zeit mehr zu träumen.
Telefonkonferenz, Brainstorming mit der Filialleiterin in Griechenland, Konferenz mit meinem externen Onlineberater…und die 100 Millionen? Die habe ich in der Eile schon fast vergessen. Was für ein Alptraum, dachte ich und stürzte ins Bad. Der Tag hat schon begonnen. Gott sei Dank!
Mein Leben ist genauso, wie ich es mag!