Was hat mich zum Erfolg gebracht? – Teil 22: Mein „Personal Branding“

Alle erfolgreichen Menschen bilden eine Marke, und viele erfolgreiche Menschen verdienen ihr Geld, indem sie andere beraten, wie das „Personal Branding“ funktioniert. Meine Frage ist nun: Wann beginnt die Bildung einer Marke? Wann entscheiden wir, dass wir dieses „Branding“ brauchen, um erfolgreich zu sein?

Nelly Kostadinova im Office

Meine Marke wurde vor vielen, vielen Jahren geboren und zwar schon, als ich noch gar nicht wusste, dass Menschen zu Marken werden können. Ich war ca. 23 Jahre alt und auf dem Weg, eine Lehrerin zu werden. Es war meine allerletzte Prüfung an der Universität in Sofia, und bei dieser Prüfung sollte ich mich als Pädagogin und Literatur-Fachexpertin präsentieren.

Der Unterricht begann, die Professorin saß in der letzten Reihe und machte sich Notizen. Die Schüler waren still und leicht angespannt. Und ich? Ich war innerlich gefasst und von Adrenalin betäubt, aber dennoch sicher bei jedem Wort, das ich zu sagen hatte. „Guuten Moorgen“ – lautete die Klassen-Begrüßung. Ich sprach, die Schüler hörten mir zu; ich fragte, die Schüler antworteten… Einwandfrei lief diese 45-minütige Stunde, die von mir konzipiert und mit den Schülern bereits geprobt war.

Schließlich ertönte die Pausenklingel, und mein letztes Wort fiel zum richtigen Zeitpunkt.

Die Schüler packten ihre Sachen und gingen. Die Professorin beendete ihre Notizen und schenkte mir einen Blick über den Brillenrand. Ich war bereit „den Blumenstrauß nach der letzten Verbeugung“ mit beiden Händen zu empfangen und zeigte ihr mein strahlendstes Lächeln. Sie schwieg. Ich wartete auf das Lob, die beste Note, auf diesen unvergesslichen Moment, für den ich so viel gearbeitet hatte. Im zurückliegenden Monat hatte ich jeden Tag die 10. Klasse unterrichtet, und das war nicht ganz ohne. Die Schüler waren nur ein paar Jahre jünger als ich, und es versteht sich von selbst: das Interesse an den Werken des Honoré de Balzac hatte erst einmal geweckt werden müssen. Immerhin, nach so vielen Proben hatte jeder die von mir vorbereiteten Antworten gelernt und mir entsprechend geantwortet.

„Ich gratuliere Ihnen! Eine wunderbare Vorstellung“ –

begann die Professorin. Weiter analysierte sie die Struktur meines Unterrichts, und auch hier äußerte sie vollste Zufriedenheit. Am Ende kam ihre Bewertung über die Effizienz aus Sicht der Schüler: „Die gelernten Sätze werden die Schüler bald vergessen. Wenn etwas in deren Gedächtnis bleibt, wird es der Buchtitel sein, aber das ist nicht Ihr Verdienst.“

Das war kein Lob, registrierte ich langsam und meine Euphorie verschwand…

Das abschließende Urteil der Professorin folgte:

„Ich werde Ihnen eine glatte 1 (sehr gut) geben, wenn Sie mir versprechen, nie in Ihrem Leben Lehrerin zu werden!“

„Aber! Aber!“ – kam es aus meinem Mund… Sie fuhr unbeirrt fort: „Der Klassenraum ist zu eng für Sie. Sie brauchen Raum, viel Raum, um sich zu entfalten. Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand und machen Sie etwas daraus. Sie können Menschen begeistern! Denken Sie daran, und wachsen Sie weiter.“

Ich nahm das Studienbuch mit der Note 1 entgegen und verließ den Klassenraum. Für immer.

An eine Rückkehr in diesen Beruf habe ich danach nie mehr gedacht

Ich begann meinen Raum zu suchen und wurde Journalistin. Menschen begeistern und Menschen sichtbar machen, war nicht mein Beruf, sondern meine Berufung, die den Alltag zum Traum-Tag machte. Mein Name stand für „Gänsehaut-Momente“ bei den Lesern, meine Emotionalität berührte, und das verhalf mir zum Sprung zu neuen und mutigen Gedanken.

Später habe ich Bulgarien verlassen, und die Bühne, auf der ich performen wollte, wurde größer und größer. Meine Gabe, Menschen zu begeistern, hat diese Professorin entdeckt und mir in die Hand gelegt. Meine Aufgabe war es nun, diese Gabe zu entwickeln und mit Inhalt zu füllen. In Deutschland wurde ich Unternehmerin, die mit Herz und Begeisterung führt. Das mache ich weiter. Und ich arbeite an meinem „Personal Branding“. Nicht auf Empfehlungen von PR- und Marketingagenturen. Nein, mein „Personal Branding“ entsteht durch alle neuen Facetten meiner Begeisterung, für die ich stehe.

Wann beginnt das „Personal Branding“?

Diese Frage muss jeder für sich beantworten. Zuerst muss man erkennen, wofür man stehen möchte, wofür man brennt und in sich die Marke finden. Und wenn man es weiß, sollte man immer weiter und weiter seine Marke mit Sinn füllen und mit Liebe bereichern. Die Entwicklung der eigenen Marke beginnt früher oder später, durch eine eigene Erfahrung oder durch jemanden, der uns bewertet und unsere Marke entdeckt.

Finde deine Marke, bleibe ihr treu und bleibe authentisch, denn deren Klarheit wird dich zum Botschafter des Wichtigen in deinem Leben und im Leben anderer machen!